Den Mitgliedern der Frauengemeinschaften von Schlatt und Eggerstanden bot sich die Gelegenheit dazu, und es verwunderte nicht, dass die beschränkte Teilnehmerinnenzahl für die Besichtigung schnell erreicht war. Eingefädelt hatte diesen Einblick Diakon Stephan Brunner. Der Pfarreibeauftragte von Schlatt und Eggerstanden ist auch Seelsorger in der Strafanstalt Gmünden in Niederteufen. An diesem Nachmittag erzählte er über seine wöchentlichen Einsätze im Gefängnis, in denen er den Insassen Gespräche ermöglicht. Im Mittelpunkt stünden dabei nicht die Delikte, sondern der Gefangene als Mensch, mit seinen persönlichen Sorgen und Nöten, belastenden Momenten und oft auch Zukunftsängsten. Direktorin Alexandra Horvath gab einen interessanten Einblick in die Strafanstalt, die im Jahre 1884 als Zwangsanstalt für "liederliche und arbeitsscheue Männer" eröffnet worden war. In der Strafanstalt Gmünden verbüssen nur solche Verurteilte ihre Freiheitsstrafen, die nicht als fluchtgefährdet oder gemeingefährliche Gewaltverbrecher gelten. Ziel ist es, das soziale Verhalten des Gefangenen zu fördern, vor allem die Fähigkeit, nach der Haftzeit deliktfrei zu leben. Ein wichtiger Pfeiler dafür ist eine Tagesstruktur, zu der auch die Arbeit in einer der Werkstätten gehört. In Niederteufen befindet sich auch das Kantonale Gefängnis, wo unter anderem Untersuchungshäftlinge untergebracht sind, aber auch Personen, die statt einer Bussenzahlung eine Haftstrafe absitzen, oder Menschen, die sich in Auslieferungshaft befinden. Den Frauen bot sich die Gelegenheit verschiedene Räumlichkeiten zu besichtigen (zum Beispiel eine normale Zelle und die Arrestzelle) und um Fragen zu stellen. Von dieser Möglichkeit wurde rege Gebrauch gemacht, sowohl an den Gefängnisseelsorger wie auch an die Direktorin.

(Bild: Vreni Peterer)

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