Wandern mit vielfältigem Ausblick

Höchfall bei der Sitter
Höchfall bei der Sitter

Das Wanderwegnetz des Bezirks Schlatt–Haslen umfasst 63 Kilometer und ist in gutem Zustand. Dafür sorgten bisher die beiden Wegmacher Toni Schmid und Alfred Brülisauer. Ihre Nachfolge hat Thomas Mösler angetreten. Und sein Gehilfe, Andreas Sutter, ist inzwischen vom Bezirksrat auch schon gewählt worden. Die herrliche Hügellandschaft rund um Haslen ist fürs Wandern eigentlich wie geschaffen, nun soll dieses Angebot aber auch noch etwas bekannter werden.

Im Bezirksrat Schlatt–Haslen ist Guido Brülisauer für Strassen und Wege verantwortlich. In dieser Funktion ist er auch Mitglied der Gruppierung Wanderweg–Delegierte der Bezirke, die geleitet wird von Guido Buob, dem Geschäftsführer des Innerrhoder Tourismus. Er, wie auch Landammann Daniel Fässler haben gegenüber dem Bezirk den Wunsch geäussert, dass die Talwanderwege von Schlatt–Haslen bei den Einheimischen, aber auch ausserhalb des Kantons besser bekannt gemacht werden sollten. Die Moränenlandschaft rund um Haslen hat etwas Einzigartiges und ist für die Wanderer vor allem im frühen Frühling und im späten Herbst ein ganz besonders angenehmes Wandergebiet.

63 Kilometer Wanderweg
Das Wanderwegnetz in Schlatt–Haslen ist gut ausgebaut, es umfasst 63 Kilometer und bietet tolle Wandermöglichkeiten auf der Höhenlage zwischen rund 1100 und 640 Metern über Meer. Für den guten Zustand der Wanderwege haben in den letzten viereinhalb Jahren die beiden Hasler, der nach 47–jähriger Tätigkeit als Chauffeur pensionierte Toni Schmid und Landwirt Alfred Brülisauer gesorgt. In letzter Zeit lag eine der Hauptaufgaben darin, die Wege im Rahmen der Digitalisierung des Wanderwegnetzes mit neuen Wegweisern zu versehen. Ein besonderer Effort bestand auch darin, beim Weg über das Rotbachtobel zum Kloster Wonnenstein, eine Treppe mit rund 100 Metall–Tritten zu erstellen. Den Rest der Aufgaben bildeten im Wesentlichen Unterhaltsarbeiten. Es gibt immer wieder Rutsche, Wetterschäden, Tritte müssen im Laufe der Zeit erneuert werden usw. Die beiden zurückgetretenen Wegmacher schätzen, dass sie pro Person etwa 150 bis 200 Stunden pro Jahr geleistet haben, Stunden, die vom Bezirk natürlich entschädigt wurden. Nach ihrem Rücktritt hat nun der 46–jährige Thomas Mösler, Gehrenberg, das Amt als Wegmacher angetreten. «Der Bezirk hat die Stelle ausgeschrieben und ich dachte, diese Arbeit lasse sich gut mit meiner Tätigkeit als Bauer verbinden. Man ist flexibel und kann die Zeit selber einteilen. Zudem handelt es sich um eine Arbeit in der freien Natur, das gefällt mir», erklärt der neue Wegmacher.

Zu zweit gehts besser
«Thomas Schmid und Alfred Brülisauer waren zu zweit, das ist sinnvoll», erklärt Guido Brülisauer. «Es gibt beim Wegmachen etliche Arbeiten, die sich gemeinsam viel effizienter erledigen lassen als allein. Gleichzeitig wird auch dem Sicherheitsgedanken Rechnung getragen. Vielfach muss man runter in ein Tobel, das Material muss hinunter und nachher wieder hinaufgetragen werden.» Aus diesem Grund hat Thomas Mösler bisher jeweils mit Strassenmeister Walter Sutter zusammengespannt. «Er hat mir beim Wegmachen geholfen und ich ihm bei Strassenarbeiten. Nun hat der Bezirksrat Schlatt–Haslen aber an seiner letzten Sitzung mit Andreas Sutter, Haslen, für Thomas Mösler einen neuen Gehilfen als Wegmacher gewählt.

Durchs Rotbachtobel
Das Wanderwegnetz Schlatt–Haslen ist also in guten Händen. Aber es sollte bekannter werden, wie gesagt. Aus diesem Grund hat Guido Brülisauer zusammen mit der Arbeitsgruppe Wanderwege Schlatt–Haslen zwei Rundwanderwege definiert, die nun öffentlich lanciert werden sollen. Der eine heisst «Über zwei Brücken durchs Rotbachtobel». Der Weg führt von Haslen zum idyllischen Badeplatz Strom, von dort über die Rotbach– und Sitterbrücke Richtung Gmünden und weiter zum Kloster Wonnenstein, von dort zum Höchfall, dann hinauf zum Restaurant Schäfli und zurück nach Haslen. Die Distanz beträgt 8,3 km, die Höhendifferenz 320 m, die Strecke erfordert gute Wanderschuhe und wird als mittelschwer eingestuft. Die Wanderzeit beträgt etwa 2,5 Stunden, man sollte sich aber auch einige Zeit lassen für die Besichtigung der Sehenswürdigkeiten (Kirche Haslen, Kloster Wonnenstein, Höchfall usw.).

Alpsteinpanorama, Rippenlandschaft
Die zweite neu lancierte Wandertour ist der «Schlatter Säntisblick Rundweg». Der Weg führt von Schlatt über Leimensteig, Steigershaus, Rüteli, Saul und Au zurück nach Schlatt. Bewundert werden kann nicht nur die wunderschöne Wallfahrtskirche Schlatt, auf dem 6,3 km langen Weg kann der Wanderer eigentlich alles sehen, was das Appenzellerland so typisch macht: das Alpsteinpanorama, die Rippenlandschaft und die Streusiedlung. Die Wanderzeit beträgt knapp zwei Stunden, bei einer Höhendifferenz von 200 m wird die Strecke als leicht bis mittelschwer eingestuft. Mit Flyer sollen Einheimische und Gäste auf diese zwei neu lancierten Rundwege aufmerksam gemacht werden. Im Herbst wird dann eine Führung «Schlatter Säntisblick Rundweg» ausgeschrieben. Und im Frühling soll eine weitere geführte Wanderung stattfinden, dannzumal «Über zwei Brücken durchs Rotbachtal».

«Gnoss–, Heemet– oder Sage–Wäg»
In der heutigen Zeit ist Wandern aber nicht mehr einfach nur Schuhe binden, Rucksack auf und hinein in die möglichst unberührte Natur, um Ruhe und Frieden zu geniessen. Weil dem so ist, hat Tourismusfachmann Guido Buob erklärt, es genüge nicht mehr, einfach Wanderwege zu definieren, jeder Weg müsse auch noch einen ganz besonderen Reiz haben, ein Weg ist heutzutage ein Erlebnisweg. Ganz in diesem Sinne hat die Studentin Charlotte Schaer aus Samedan an der Höheren Fachschule für Tourismus Graubünden eine Diplomarbeit mit dem Titel «Aufbau und Vermarktung eines attraktiven Talwandernetzes im Bezirk Schlatt–Haslen» geschrieben. Korreferent der Arbeit war Guido Brülisauer. In dieser Arbeit wird eine ganze Liste von möglichen Themenwegen zusammengestellt: Chäs Wäg; Chrüütli Wäg; Dialäkt Wäg und ganz besonders anregend der «Hasle Stuelgang». Damit darunter nichts Falsches verstanden wird, heisst es dazu: Der Weg soll lokal hergestellte Stühle als Sitzgelegenheiten an besonders ausgewählten Punkten bieten. Weitere Vorschläge: Spuk Wäg (nicht mit ck!); Pirate Wäg; und Schereschnett Wäg. Als Favoriten in die engere Auswahl genommen wurden von der Arbeitsgruppe Wanderwege Schlatt–Haslen bisher die Vorschläge: Gnoss Wäg; Heemet Wäg und Sage Wäg. So weit die Vorarbeiten in Richtung Themenwanderweg. Was daraus wird, gilt es abzuwarten.

Text: Tony Dörig, Appenzeller Volksfreund

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